Calmeyer-Streit: Geht es um Museumsnamen oder Inhalte?

Bild: SPD-Fraktion Osnabrück

SPD-Fraktion: Haus soll regionale NS-Geschichte aufarbeiten

„Peter Niebaum, ein bekennender Sozialdemokrat, war es, der sich in den frühen neunziger Jahren als erster Historiker intensiv mit dem was Hans Calmeyer während der NS Zeit vollbracht hatte, auseinandersetzte, und somit zu dem wohl besten Kenner dieses Osnabrücker Juristen nach der NS-Zeit wurde. Dies sollte vorweg betont werden, ehe man sich dem erneut aktuellen Streit um die Figur Calmeyers aus juristischer Betrachtung widmet“, meinen Frank Henning, SPD-Fraktionsvorsitzender, und der kulturpolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Heiko Schlatermund.

Für die Osnabrücker SPD bleibe die Errichtung eines speziellen Museums, das die Geschichte des Judenretters Calmeyer aufarbeitet und darstellt, unbestritten – aber nicht nur. „Bei diesem Haus geht es eben“, so Schlatermund, „nicht allein und einzig um die Person eines deutschen Vertreters in den damals besetzten Niederlanden und seinem Wirken als ´Entscheider´, sondern auch darum, die ambivalente Rolle in der NS-Zeit zu problematisieren. Dessen muss sich Calmeyer immer bewusst gewesen sein und diese Rolle hat ihn, wie wir heute wissen, bis zu seinem Tod verfolgt.“

„Wenn wir heute also über die Namensgebung eines dann neuen Hauses, als Teil des Museumsquartiers, nachdenken, ist das, so wie es der CDU Kollege Mathias Middelberg richtig feststellt, ´durchaus kritisch zu diskutieren´.“ Entscheidend aber sei doch, so SPD Sprecher Schlatermund, der Inhalt des Hauses. Hier befinde sich nach seiner Auffassung die Kulturverwaltung auf einem guten Weg, und vor dem Hintergrund ganz anderer Schwierigkeiten, die die Mitarbeitenden derzeit bewältigen müssen, rate er zu etwas Geduld.

„Für die SPD steht das Interesse im Vordergrund, dieses historische Kapitel intensiv und umfassend aufzuarbeiten. Das bedeutet, neben der besonderen Rolle Calmeyers, sind aber auch die ´stillen Helden´ zu beachten – Männer und Frauen aus Parteien, Gewerkschaften und vielen weiteren Organisationen die im Nazi-Deutschland Widerstand geleistet und dafür ihr Leben riskiert oder gar gelassen haben“, so Frank Henning weiter. „Ein Haus, das regional die NS-Geschichte aufarbeitet und die Gegenwart, mit seiner zunehmend rechtsextremistischen Entwicklung thematisiert, kann zu einem Lernort werden, Zusammenhänge vermitteln und den dringend notwendigen demokratischen Diskurs fördern. Ein Haus für ‚Demokratie und Widerstand’ wird der geeignete Ort sein, der Person und dem Wirken von Hans Calmeyer Raum zu geben, in dem eben in besonderer Weise auch seiner ambivalenten Rolle, aber insbesondere seiner Rettung von wohl weit über 3000 Menschenleben, zu gedenken sein wird“, ergänzt Schlatermund.

„Peter Niebaum, der eigentliche Biograph Calmeyers, würde das Museum heute als Forum für einen intensiven Meinungsstreit über historische Prozesse nutzen und mit seiner Expertise dem im Jerusalemer Yad Vashem 1992 posthum als ´Gerechter unter den Völkern´ Geehrten, und der kein bekennender Nationalsozialist war, Respekt und Anerkennung für seinen Einsatz als Retter zollen“, schließen Henning und Schlatermund ab.

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